Am 27.08.2020 beschloss die Bezirksversammlung Altona mit Stimmen von GRÜNE, Linke und FDP den grünen Antrag „Gendergerechte Sprache in Altona“ (Drucksache – 21-1121), in dem wir das Bezirksamt Altona dazu auffordern, zukünftig eine gendergerechte Sprache zu verwenden. Die CDU enthielt sich, AfD/SPD stimmten dagegen.
Hier meine Rede:
Sehr geehrtes Präsidium, liebe alle,
nicht-binäre Menschen gibt es schon immer. Seit Dezember 2018 nun auch endlich offiziell in Deutschland, ausgedrückt durch die sogenannte „3. Option“, also die Möglichkeit bei sich den Personenstand „divers“ eintragen zu lassen.
Das ist erstmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Schaut man genauer hin, so zeigt sich aber auch hier die Ignoranz der Bundesregierung. So favorisierte das BMI ursprünglich den Begriff „sonstiges“ für nicht-binäre Menschen. Der Änderung zu „divers“ wurde hart erkämpft. Und auch das überhaupt ein 3. positiver Geschlechtseintrag eingeführt wurde lag allein daran, dass das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil von 2017 die Bundesregierung dazu nötigte. Und dass es zu diesem Urteil kam lag allein daran, dass eine intergeschlechtliche Person sich die Zumutung angetan hat, sich bis vor das Bundesverfassungsgericht hochzuklagen.
Andere Gesetze wurden nicht angepasst – warum auch?
So ist die aktuelle Rechtslage in Deutschland zum Beispiel so, dass Menschen mit Personenstand „divers“ einfach mal ganz grundsätzlich nicht in Geburtsurkunden eingetragen werden, weil das Abstammungsrecht Elternteile mit Personenstand „divers“ nicht vorsieht. Das gilt übrigens auch ausdrücklich für leibliche Eltern. Und dann steht halt nur ein Elternteil in der Geburtsurkunde.
Genauso sind Menschen mit Personenstand „divers“ grundsätzlich von der Blutspende ausgeschlossen. Und das nicht, weil sie ein erhöhtes Risiko darstellen, sondern einfach, weil nicht-binäre Menschen in der Richtlinie zum Blutspenden nicht vorkommen.
Dies sind nur 2 Beispiele für staatliche Diskriminierung nicht-binärer Menschen in Deutschland, die Liste ist noch deutlich länger und sehr vielfältig.
Die von mir genannten Beispiele können wir aus der Bezirksversammlung heraus leider nicht ändern. Was wir aber tun können ist diesen Menschen Sichtbarkeit durch Sprache zu geben in dem Rahmen, den wir hier beeinflussen können.
Und das sollten wir auch dringend tun, denn:
Sichtbarkeit schützt!
Sichtbarkeit stärkt!
Sichtbarkeit schafft Normalität!
Sichtbarkeit hilft Diskriminierung abzubauen!
In vielen Formularen ist die Anrede ein Pflichtfeld, obwohl man dort oftmals nur zwischen „Herr“ und „Frau“ wählen kann. Texte auf der Website oder auch Pressemitteilungen sind meist binärgeschlechtlich verfasst. Das muss sich ändern. Eine einfache Lösung wäre hier zum Beispiel, das Feld „Anrede“ nicht mehr verpflichtend zu machen. Für vieles andere ist der Genderstern eine gute Lösung.
Staatliche Institutionen sind für alle Bürger*innen zuständig, nicht nur für den binärgeschlechtlichen Teil der Bevölkerung. Das muss sich auch in der Sprache widerspiegeln.
Altona ist ein weltoffener Bezirk, wie auch die Altonaer Deklaration zeigt. Lassen wir diese Vielfalt auch in unsere Verwaltungssprache einfließen.
Am Anfang ist das erstmal ungewohnt und auch gar nicht so einfach. Ich habe in den Antrag einen Link eingefügt, der auf einen sehr guten Leitfaden verweist und würde mich freuen, wenn Sie alle sich die Zeit nehmen, um sich über gendergerechte Sprache zu informieren und diese auch in Zukunft zu nutzen.
Und bedenken Sie dabei bitte auch:
Es ist ein Privileg sich über Diskriminierung und wie man Diskriminierung verhindern kann nur informieren zu müssen, anstatt selbst davon betroffen zu sein und aus der diskriminierenden Situation heraus dafür kämpfen muss, dass man dieselben Menschenrechte hat wie alle anderen auch.
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